Komma-Regeln

Wenig überraschend die der alten Rechtschreibung: als noch verbindlich war, was jetzt regelmäßig freigestellt ist. Sicher hätte einige Entschlackung nicht geschadet. Grundsätzlich hilft aber eine regelgerechte Zeichensetzung, die Struktur eines Satzes deutlich zu machen. Und bei der angeblichen Reform ging es insofern nicht um Verbesserung, sondern um die Anpassung an die tatsächlichen Verhältnisse: daß nämlich Schüler keine Zeichensetzung mehr beherrschen, weil auch die Lehrer das nicht tun – denn die haben sie in der Schule selbst nicht gelernt, und an der Hochschule widmet man sich solchen Kleinigkeiten nicht mehr. Man hätte natürlich auch den zukünftigen Deutschlehrern diese Regeln vermitteln können; aber so war’s ja viel einfacher…

Wie gesagt, Sie machen Ihrem Leser das Leben leichter, wenn Sie die Satzstruktur durch eine entsprechende Zeichensetzung verdeutlichen. Und sich selbst zwingen Sie so dazu, sich diese Struktur einmal bewußt zu machen. Außerdem ist das alles gar nicht so schlimm, wenn Sie sich bemühen, Ihre Sätze kurz und überschaubar zu halten – und das sollten Sie ja ohnehin.

  1. Zwischen den Gliedern einer Aufzählung, sofern sie nicht durch und oder oder verbunden sind, steht ein Komma.
  2. Vor entgegengesetzten Konjunktionen (aber, sondern, allein, (je)doch, vielmehr u.ä.) steht ein Komma; ebenso zwischen Satzteilen, die durch die Konjunktionen bald – bald, einerseits – and(e)rerseits, einesteils – ander(e)nteils, jetzt – jetzt, ob – ob, teils – teils, nicht nur – sondern auch, halb – halb u.ä. verbunden sind.
  3. Hauptsätze werden durch Komma voneinander abgetrennt, auch wenn sie durch und, oder, entweder – oder oder weder – noch miteinander verbunden sind.
    – Wenn die Sätze kurz sind und eng zusammengehören, kann das Komma wegbleiben. (Er lief und er lief.)
    – Wenn die Sätze einen Satzteil gemeinsam haben (Ellipse), wird kein Komma gesetzt. (Ich gehe ins Theater oder besuche ein Konzert. Max geht ins Theater und Karl ins Konzert.)
    – Wenn zwischen den Sätzen entgegen der grammatikalischen Konstruktion keine logische Nebenordnung besteht, kann das Komma wegbleiben. (Sei so gut und gib mir den Mantel. – Nicht zwei Handlungen gemeint, sondern „Sei so gut, mir den Mantel zu geben“.)
  4. Nebensätze werden durch Komma vom umgebenden Satz abgetrennt.
    Nebensätze, die durch und oder oder verbunden sind, werden nicht durch Komma voneinander getrennt!
  5. Wie Nebensätze behandelt, also durch Komma abgetrennt, werden bestimmte Wortgruppen, wenn sie mehr als den Infinitiv mit zu enthalten oder wenn man ein seiend oder habend hinzusetzen könnte (erweiterter Infinitiv).
    Kein Komma in kohärenten (glatt geordneten) Verbkomplexen: Ich werde das zu erledigen versuchen.
    – Steht der erweiterte Infinitiv als Subjekt am Beginn des Satzes, so kann das Komma wegfallen: Die Reform zu kritisieren(,) war leicht.
    Kein Komma, wenn der erweiterte Infinitiv von Hilfs- und Halbmodalverben abhängt wie sein, haben, brauchen, pflegen, scheinen, in gewissen Fällen auch drohen und versprechen: Die Spur war deutlich zu sehen. Sie haben nichts zu verlieren. Sie pflegt ein Glas Wein zu trinken. Du scheinst schlecht gelaunt zu sein. Der Kranke drohte daran zu ersticken. Er verspricht ein anständiger Mensch zu werden. Aber: Der Kranke drohte, sich umzubringen. Er versprach hoch und heilig, ein anständiger Mensch zu werden. (Hier sind drohen und versprechen als Vollverben gebraucht.)
    – Ob ein Komma gesetzt wird, ist freigestellt bei den Verben anfangen, aufhören, beginnen, bitten, fürchten, gedenken, glauben, helfen, hoffen, versuchen, wissen, wünschen u. a. Aber: Wenn zu diesen Verben eine Umstandsangabe oder eine Ergänzung tritt, dann muß ein Komma gesetzt werden: Der Arzt glaubte fest, den Kranken durch eine Operation retten zu können. Er bat mich, morgen wiederzukommen.
  6. Zwischen der wörtlichen Rede und dem nachfolgenden Begleitsatz steht ein Komma, wenn die wörtliche Rede nicht mit Ausrufe- oder Fragezeichen endet.
  7. Beisätze (Appositionen), Einschübe, Nachträge, Anreden und deutlich von ihrer Umgebung abgehobene Ausrufe werden durch Komma vom umgebenden Satz getrennt.
    – Wenn die Apposition nur im Namen besteht, wird kein Komma gesetzt.
    – Redeteile, die außerhalb des eigentlichen Satzverbandes stehen (Parenthesen), können als nichtnotwendig, nichtintegriert dargestellt und in Kommata eingeschlossen werden; diese rhetorischen Parenthesen-Kommata setzen alle Regeln über die Nichtsetzung von Kommata außer Kraft.
  8. Vor Beinamen steht kein Komma (auch Zusätze mit geb., verw. gelten als Beinamen in diesem Sinne!), wohl aber Komma bei attributiver Erweiterung (Friedrich, König von Preußen) oder wenn weiterer Beiname (Ludwig IX., der Heilige).
  9. Ort und Datum werden durch Komma getrennt.

Und damit Sie gleich praktisch anwenden können: Übungs-Beispielsätze 1 und 2!