Ich bin Mitglied der Jury für den diesjährigen „Future Award“; ein früherer Beitrag dazu findet sich hier. In dieser Funktion hatte ich nun in der ersten Jury-Phase 25 Bewerbungen von Studenten und Studentengruppen zu bewerten: im Hinblick auf Vision, Nutzen und Ausarbeitung sowie jeweils zwei Fachkategorien. Ich muß gestehen, ich habe mich schwer getan damit – deutlich schwerer, als ich erwartet hatte.
„Future Award“: Zukunft wird aus Ideen gemacht
Beim „Future Award“ können sich jedes Jahr Studenten mit Ideen, Visionen und Konzepten bewerben, die sich um die Gestaltung der Zukunft drehen. Ausdrücklich kommt es nicht darauf an, ob diese Vorstellungen jetzt schon realisierbar sind oder überhaupt jemals realisierbar sein werden; die Gewinnchancen beeinträchtigt das nicht. Schließlich geht es darum, Zukunft zu schreiben: Und die läßt sich nun einmal schlecht beurteilen aus der Zeit heraus, die sich dann in der Rückschau als Vergangenheit darstellen wird. Sehr wohl gefragt sind aber ehrliche Aussagen zur eigenen Einschätzung von aktueller Projektphase und Realisierbarkeit. Schon daran sind viele der Teilnehmer gescheitert: weil sie offenbar nicht den Mut hat, zu ihren reinen Visionen zu stehen, sondern meinten, sie müßten mehr bieten – bzw. zu verstecken versuchen, daß sie noch nicht mehr haben als eine bloße Idee.
Ideen überzeugend vermitteln: weil sie sonst nicht wirken können
Noch betrüblicher aber ist es, wenn man manche Ideen gar nicht recht beurteilen kann: weil die aus den Ausführungen der Einreicher schlicht nicht klar werden, auch wenn die sich erkennbar viel Mühe gemacht haben mit Texten, Videos oder Animationen. Worum genau geht es? Wozu soll das dienen? Warum kann das wichtig werden? Und was ist vor allem das Besondere an dieser Idee; was unterscheidet sie von dem, was es schon gibt oder was sich andere so denken? Aufgrund meiner Erfahrungen als Text-Coach (wenn auch vorrangig in den Wissenschaften) kann ich nur vermuten, daß auch hier die meisten sehr viel mehr im Kopf haben, als den Weg aufs Papier findet. Was aber nicht beim Leser ankommt, das kann auch keine Wirkung entfalten. Und das ist dann besonders frustrierend, wenn der Verfasser eigentlich doch die Welt verändern will, durch wissenschaftliche Neuerungen oder wie hier durch mehr oder weniger visionäre Ideen.
Wer die Welt verändern will, muß schreiben lernen
Gute Ideen sind nicht genug. Wenn man damit etwas ausrichten will, einen Preis gewinnen, in einer renommierten Zeitschrift veröffentlicht werden und vor allem Einfluß nehmen darauf, wie Menschen in Zukunft handeln werden, dann muß man diese Ideen auch vermitteln können, rüberbringen an den Mann oder die Frau. In vielen, sehr vielen Fällen hilft es, wenn man dazu Texte zu nutzen weiß. Schreiben kann man lernen! Selbstverständlich wird nicht aus jedem ein begnadeter Schriftsteller, der in geschliffener, eleganter Prosa noch den letzten Kritiker um den Finger wickeln kann. Das ist aber auch nicht nötig. Was jeder, wirklich jeder lernen kann: worauf es wesentlich ankommt beim Schreiben.
Fragen und Antworten
Wer etwas vermitteln will, der muß sich bestimmten Fragen stellen: Was genau will ich erreichen? Wen will ich ansprechen? Was bringen diese Menschen mit, an Erwartungen, an Vorkenntnissen, an Fähigkeiten? Was muß ich diesen Menschen liefern, damit ich meine Ziele erreichen kann? In welcher Form tue ich das am geschicktesten, am erfolgreichsten? Die Antworten werden unterschiedlich ausfallen je nach Kontext und Publikum; die Fragen aber bleiben immer die gleichen. Und auch wenn ich mich eines ganz anderen Mediums bediene, wenn ich nicht schreibe, sondern einen Film drehe, ein Präsentation vorbereite, mich gar auf ganz neue audiovisuelle Wege einlasse: Diese Fragen helfen immer weiter!
Eine Warnung jedoch: Sie zu beantworten macht immer Arbeit. Das sagt aber noch nichts darüber, wieviel Vergnügen diese Arbeit bereiten kann… Und das ist meiner Erfahrung nach umso größer, je mehr man sich der Situation gewachsen fühlt, je mehr man weiß, worauf es ankommt für den Erfolg. Etwas Hilfestellung dazu gibt’s übrigens auch hier auf meiner Website: unter „Was gute Texte ausmacht“ und „Was Sie dafür tun können“.